Beim Friseur

Ein Blick in den Spiegel zeigt: meine Haartracht lässt zu wüschen übrig. Meine Frau meckert auch schon, nicht zu unrecht, ich sehe etwas zerrupft aus. Dringend Zeit für einen Besuch beim Friseur.
Ich treffe mich mit meinem Freund im Café Mamoura in Batha. Wir plaudern und ich frage, wann denn sein Sohn Uthman geöffnet hat, der ist nämlich Friseur. direkt nach dem  Kleinen Eid (Fastenbrechen) eine durchaus berechtigte Frage. Erstaunlicherweise arbeitet er heute, wo doch eigentlich alles geschlossen hat. Wir rufen an, er hat Zeit, ich hole das Auto aus der Garage, die (in diesem Fall praktischerweise) auch an der Place Batha ist und wir machen uns auf den Weg.
Der Salon ist etwas außerhalb im Stadtteil Saada. Da heute feiertagsbedingt wenig Verkehr herrscht, sind wir schnell dort.
In Neubaugebieten verfügen fast alle Häuser im Erdgeschoss über einen Raum, der zu Gewerbezwecken vermietet werden kann. In der Regel sind diese Räume mit Stahltüren verschließbar, in diesem Fall mit himmelblauen. Sie stehen weit offen. Vor der Tür trocknen auf einem Gestell Handtücher und warten auf Wiederverwendung. Es gibt mitnichten für Jeden ein frisches Handtuch, etwas gewöhnungsbedürftig. Wir treten ein.
Die Wände sind in Schwammtechnik rosarot bemalt, über den Friseurstühlen links befinden sich in die Decke eingelassene Halogenstrahler. Direkt am Eingang links befindet sich die Kasse. Der Salon bearbeite Männlein wie Weiblein im selben Raum. Die Frauen werden von der Geschäftspartnerin bedient.
Hinten rechts befindet sich das Haarwaschbecken. Vor der Rückwand des Raumes häufen sich leere Flaschen und Papierabfälle. Es gibt einen weiteren Raum für Kosmetikbehandlungen sowie eine Toilette, die auch den etwas widerborstigen Gasdurchlauferhitzer beherbergt.
Wir nehmen auf dem Sofa platz, Uthman ist noch mit einem Kunden beschäftigt. Zu allem Überfluss, dem Kaffee sie`s gedankt, muss ich dringend auf die Toilette. Eigentlich kein Problem:
Ich schließe die Tür hinter mir. Die Toilette ist eine Hocktoilette, eigentlich auch kein Problem, das Problem ist aber die Tatsache, dass sich die Toilette direkt unter einer starken Schräge befindet. Ich versuche mich also in die Hocke zu begeben. Das gelingt mir aber nicht ganz, da ich auf Grund einer Arthroskopie im rechten Knie das selbige nicht weit genug beugen kann. Ich muss es also im Stehen versuchen. Das bereitet  wegen der Schräge große Mühe. Ich stehe  verdreht und nach hinten gebeugt. Schweißgebadet verlasse ich den Raum.
Dann geht`s auch schon los. In einer längeren Prozedur wird der widerborstige Durchlauferhitzer angeworfen, die Haare werden gewaschen und mir wird ein nicht mehr ganz frisches Handtuch um den Kopf gewickelt. Dann geht`s zum schneiden. Uthman ist Profi und schon bald sind meine Haare geschnitten, Bart und Augenbrauen gestutzt. Noch etwas Eau de Cologne auf die Wangen zur Erfrischung, fertig. Draußen beginnt die Dunkelheit, ich biete an, Uthman nach Hause zu fahren denn es ist weit von Saada nach Sidi Bou Jida, er hat noch einen Kunden und wir gehen ins Café um die Ecke. Uthman läßt es sich nicht nehmen, uns die Getränke zu spendieren.
Schließlich ist der letzte Kunde versorgt, wir fahren nach Sidi Bou Jida. Ich werde noch zu einem kleinen Imbiss eingeladen (Cous Cous !). Nach dem obligaten Tee verabschiede mich, bringe das Auto in die Garage die (in diesem Fall unpraktischerweise) immer noch an der Place Batha ist und mache mich auf den langen Heimweg durch die Medina.