Unser Haus in Fes

Es fragt sich sicher mancher, wie man auf die Idee kommt, sich in Fès ein Haus zu kaufen, noch dazu ein sanierungsbedürftiges Altstadthaus. Das kam so:

Wir kennen Marokko seit 1980 und haben dieses wunderschöne Land seither auf mehreren Reisen erkundet. Es war im Herbst des Jahres 2008, als uns ein marokkanischer Freund fragte, ob wir nicht Interesse an einem Haus in Fès hätten. Das Elternhaus eines Freundes stünde zum Verkauf. Kurz zuvor hatte Ryanair seine Flüge nach Fès aufgenommen, und wir buchten für Anfang November. Es war nur ein kurzer Aufenthalt, wir wollten ja nur das Haus besichtigen. Es war uns eigentlich auf den ersten Blick klar, dass wir dieses Haus nicht kaufen würden, da es zu klein war. Zwar suchten wir keinen großen Riad, aber etwas Platz wollten wir schon haben. Das Thema Hauskauf war für uns damit eigentlich erledigt, eigentlich…… Wir besuchten noch unseren Freund Abdessalam in seinem Poterie – Laden an der Place Nejjarine. Ich erzählte ihm, dass wir an einem Haus interessiert waren, es aber nicht gekauft hätten, da zu klein und dafür dann auch zu teuer. Abdessalam verschwand, um kurz darauf mit seinem Freund aufzutauchen, der als Simsar (Immobilienvermittler in der Medina) arbeitete. Wir besprachen uns kurz und dachten: „anschauen können wir uns ja mal was“. Wir zogen also mit Ouali, so hieß der Freund, los, um Immobilien zu besichtigen. Das erste Objekt war eine Massria (Wohnung, die über einem Ladenlokal gelegen ist), die uns sehr gut gefiel. Sie war in gutem Zustand und der Renovierungsaufwand hätte sich in überschaubaren Grenzen gehalten. Der Preis war auch ok, und die Frau des Besitzers freute sich schon, endlich aus der Medina weg in die Neustadt zu kommen. Leider hatte sie da die Rechnung ohne ihren Gatten gemacht, der keineswegs aus der Medina wegziehen wollte und erklärte, dass er die Wohnung auf keinen Fall verkaufen würde. Schade eigentlich. Am Tag des Abflugs besichtigten wir noch eine weitere Massria, die uns aber nicht gefiel, sowie ein Haus, dass aufs grauenhafteste „modernisiert“ worden war. Ouali versprach, weiter nach einem geeigneten Objekt Ausschau zu halten. Wir fuhren zum Flughafen und reisten heim. Wenige Tage später erhielten wir von Ouali eine E-Mail mit Fotos eines Hauses, das zu einem recht günstigen Preis zum Verkauf stand.

Es gefiel uns sehr gut und wir beschlossen es zu kaufen. Da der Preis wirklich günstig war, drängten unsere marokkanischen Freunde auf schnellen Vertragsabschluss. Voll des Vertrauens überwiesen wir eine Anzahlung an einen Notar, schrieben für diesen eine beglaubigte Vollmacht für den Vorvertrag (compromis de vente) und harrten der Dinge, die da kommen sollten.

Voilà les photos de la maison:

 

 

Der Abschluss des Vorvertrages:

 

 

In Marokko wurde alles für den Kauf vorbereitet, wir überwiesen den Kaufpreis auf das Konto des uns unbekannten Notars. Alle erklärten uns ob unserer Vertrauensseligkeit für wahnsinnig. Wir buchten für Januar einen Flug nach Fès und hofften, das alles gut ginge.

Es ging gut. Zum Ersten mal sahen wir unser neues Haus und waren begeistert, es war so schön wie auf den Fotos. Wir wurden zum Mittagessen eingeladen, betrachten danach die Hochzeitvideos eines Sohnes. Dann kam der Notar und überreichte den Vorbesitzern einen Scheck über den Kaufpreis. Da das Haus, wie die meisten Häuser in der Medina, nicht im Grundbuch eingetragen war, fand der Kauf nach Scharia – Recht statt, eine sogenannte Melkia. Vertraglich wurde vereinbart, dass die Familie Tazi bis spätestens Juni auszuziehen hatte. Der Notar wurde beauftragt, alles Nötige zu veranlassen, um den Grundbucheintrag nachzuholen*. Ouali  sang noch einige fromme Lieder zur Feier des Tages. Wir eröffneten ein Bankkonto, auf das wir das Geld für die Renovierung überweisen  wollten. Als stolze Besitzer eines Hauses in Fès -Medina flogen wir nach Hause.

Anfang April erhielten wir einen Anruf von Mr Ouali, dass die Tazis ausgezogen seien. Wir ahnten noch nicht, welch böse Überraschungen alte Häuser in Fès bereiten können.

* Später erhielten wir eine Bestätigung des Antrags. Mit der Antragstellung erhalten die Häuser in der Medina einen Namen, aus unserem wurde per ordere mufti das Dar Mabrouka (Haus des Glücks).