Mein Leben in Fes

In einer fremden Stadt in einem fremden Land heimisch zu werden, erfordert ein hohes Maß an Toleranz, Anpassungsfähigkeit und Integrationswillen.

Das Bild der Marokkaner vom Europäer ist mit vielen Vorurteilen behaftet. Wir gelten alle als reich, was wir vergleichsweise, aber eben nur vergleichsweise, auch sind. Wenn Geld investiert wird, dann sicherlich zum Zwecke der Gewinnerzielung, dass jemand ein Haus kauft, nur weil er die Stadt und das Land liebt, gilt als unvorstellbar.

Unsere Nachbarn waren anfangs sehr misstrauisch. Was würde sich für sie ändern, wenn wir dort wohnten? Einige befürchteten, dass sich ihre Mieten stark erhöhen würden, weil das Viertel ja jetzt durch die Anwesenheit von Ausländern aufgewertet wäre. (trat alhamdulilah – الحمد لله‎ nicht ein), andere hatten Angst vor Eingriffen in ihre Lebensweise.

Mit der der Zeit konnten wir alle Befürchtungen zerstreuen, heute haben wir ein gutes, teilweise freundschaftliches Verhältnis zu unseren Nachbarn.

Wir fühlen uns wohl in dieser neuen, ungewohnten Umgebung, wir lieben es, wenn der Muadhin (besser bekannt als Muezzin, das ist aber türkisch) aus der unmittelbar neben unserem Haus gelegenen Moschee zum Gebet ruft, selbst morgens um 5h. Wir lieben die Atmosphäre der Medina und der Souks, kurzum: Wir fühlen uns hier zu Hause.

Es ist auch sehr nützlich, sich einige Kenntnisse der arabischen Sprache anzueignen. Zwar ist Französisch, das man als Grundvoraussetzung einigermaßen fließend beherrschen sollte, nach wie vor weit verbreitet und für Behördengänge ausreichend, im Umgang mit Nachbarn und Handwerkern sieht es da anders aus. Viele sprechen nur das marokkanische Arabisch, das sich erheblich vom Hocharabischen unterscheidet. So ist es wichtig, zumindest einige Brocken Arabisch zu beherrschen, es erleichtert das Leben erheblich und steigert das Ansehen. Auch erweist es sich als sehr hilfreich beim Einkaufen.

Mein spezieller Dank gilt meinem Freund Ouali Alami, der uns in vielen Situationen sehr weitergeholfen hat und uns auch heute noch zur Seite steht.

Meine ausdrückliche Bewunderung gilt all jenen „Gastarbeitern“, die sich ohne solche Hilfe in Deutschland durchschlagen mussten, sie hatten es, zumal meistens ohne Sprachkenntnisse, viel schwerer als wir.

Einige interessante Erfahrungen habe ich auf den folgenden Seiten beschrieben.